Seeadler
Haliaeetus albicilla
Familie:
Habichtartige
regelmäßig über das ganze Jahr ( r )
erloschenes Brutvorkommen ( b )
Merkmale
Ein mächtiger, etwas plump wirkende Greifvogel mit brettartig ausgebreiteten Flügeln, Länge 60 bis 80 cm, Spannweite bis 240 cm. Klobiger Schnabel, keilförmiger Schwanz. Die Altvögel sind braun mit hellerem Kopf und Hals sowie weißem Schwanz. Die Jungvögel wirken düster braun mit braun marmoriertem Schwanz. Sie werden von Jahr zu Jahr den Altvögeln ähnlicher und sind im 5. Jahr mit der dann einsetzenden Geschlechtsreife ausgefärbt. Aber erst mit etwa 10 Jahren haben sie ihr endgültiges Alterskleid erreicht.

Lebensraum
Der Seeadler lebt in einem etwa 3000 km breiten Band durch ganz Eurasien von den Tundren- bis in die Wüstenzone. Die Verbreitungslücke in West- und Mitteleuropa ist das Ergebnis menschlicher Verfolgung. In Amerika tritt an die Stelle des Seeadlers der Weißkopfseeadler, der im Jugendkleid kaum vom Seeadler zu unterscheiden ist und vielleicht auch nur eine Rasse der hier beschriebenen Art darstellt. Noch um 1800 war der Seeadler in den Tiefländern Mitteleuropas durchaus häufig. Seine Knochen finden sich schon zahlreich in den Küchenabfällen der Wikinger. Zwischen 1800 und 1900 brach der Bestand zusammen, vor allem unter dem Beifall und der Mithilfe der damaligen Ornithologen. Schon 1860 verschwand er aus Bayern, 1875 aus Schleswig-Holstein, 1908 aus England, 1912 aus Dänemark. In Norwegen hielten sich einige 100 Brutpaare.


Mit dem Nachlassen des Jagddrucks im Zweiten Weltkrieg und in den Nachkriegsjahren kam es zu einer Wiederbesiedlung von Dänemark ( ab 1954 ) und Schleswig-Holstein ( 1960 10 Brutpaare ). In Schottland gelang die Wiederansiedlung auf der Insel Rhum. Der holsteinische Bestand ging dann aber bis 1970 wieder auf vier Brutpaare zurück, von denen 1970 nur eines erfolgreich brütete. Schuld an dem Rückgang waren das Wiederaufleben des Eiersammelns als makabres Hobby ( in jenen Jahren wurden etwa 50% der Eier abgesammelt ) eines Teiles der Falkner, die auch seltene Beizvogelarten beanspruchen, dazu Störungen durch Vogelbeobachter, in Einzelfällen auch durch Holzfäller. Einige Seeadler verendeten in Schlageisen, die Jäger gegen den Fuchs aufgestellt hatten. Ein weiterer Grund lag ( und liegt ) in der Umweltbelastung durch giftige Chemikalien, damals vor allem mit DDT. Der Fettkörper schwedischer Seeadler enthielt zu dieser Zeit bis zu 1% reines DDT. Die Tiere hatten das Gift mit der Nahrung aufgenommen; es bewirkt, dass die Embryonen in den Eiern absterben oder dass die Eierschalen zerbrechen. Seit 1970 werden die letzten deutschen Seeadler streng bewacht, und der Bestand hat sich seitdem gehalten.
Auf Runde nisteten früher auch Seeadler. Doch jetzt erscheinen sie nur noch, um einen Seevogel aus den Kolonien zu erbeuten. Wenn er auftaucht fliegen Scharen von Kolkraben und Möwen auf, um ihn zu vertreiben.

Fortpflanzung
Ein Seeadlerpaar lebt in Treue zum Partner und zum Revier. Zur Balzzeit kreisen beide Adler in engen Spiralen über dem Horstgebiet, zeigen spielerische Sturzflüge und berühren sich mit den Krallen. Das Paar hat meist mehrere Wechselhorste, von denen es im Frühling einen aufstockt und für die Brut ausbessert.
Alte Seeadlerhorste können bis 2 Meter breit und 5 Meter hoch werden, sie sind die größten Vogelnester überhaupt. Seeadler sind teils Fels-, teils Baumbrüter in den jeweils größten und ältesten Bäumen. Brutbeginn im Süden des Brutgebietes Anfang März, im Norden im jeweiligen Frühling bis in den Juni hinein. Beide Eltern brüten, vor allem aber das Weibchen, Brutdauer 38 bis 42 Tage, zwei, seltener 3 Eier von 75 mm Länge. Die Jungen bleiben rund 90 Tage im Horst. Die Jungvögel verlassen das elterliche Revier, unternehmen weite Wanderungen und gelangen dabei auch in die Reichweite südeuropäischer Jäger.

Nahrung
Seeadler schlagen zu Wasser und zu Lande, sie können Fische bis zu einem Gewicht von 8 kg erbeuten, sie vermögen den Fuchs und den Hasen zu überrumpeln. Sie hetzen Tauchvögel bis zur Erschöpfung und greifen sie dann beim Luftholen. Sie schlagen Gänse, Schwäne, Kraniche und jagen dem Fischadler seine Beute ab, wenn er schwer beladen vom Wasser auffliegt. Sogar junge Robben gehören zur Beute der Seeadler.

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