Merkmale
Etwas kleiner als die
Silbermöwe, doch ist der Unterschied ohne Vergleichsmöglichkeit
kaum zu sehen. Länge
52 bis 56 cm, Spannweite um
140 cm. In Europa leben zwei Rassen, eine westliche mit dunkelgrauem Mantel
( Flügel und
Rücken )
und eine mit schieferschwarzem Mantel im Norden und Osten. Dazwischen, etwa in Dänemark und Südnorwegen, treten Übergangsformen auf. Die Beine sind immer gelb. Von der
Mantelmöwe
mit ebenfalls schieferschwarzem Mantel ist die Heringsmöwe durch die deutlich geringere Größe zu unterscheiden. Die Jungvögel sind meist etwas dunkler als gleichaltrige junge Silbermöwen, aber die geringen Unterschiede machen
das Auseinanderhalten schwer. Die Stimme ist volltönend "gag...gag" und zur Paarungszeit "kiau...kiau...kiau".
Lebensraum
Die helle Westrasse lebt in England und Frankreich und hat in diesem Jahrhundert auch die Küsten von Holland und Deutschland besiedelt. Die dunkle Rasse im Nordosten ist nur mit Mühe von der sich weiter östlich
anschließenden Silbermöwe zu unterscheiden, die manche Vogelkundler nur als Rasse der Heringsmöwe ansehen. Die Verwandtschaft zur Silbermöwe lässt sich vereinfacht so darstellen: Geht man von Westeuropa aus rund um die Erde nach Osten,
so werden die Heringsmöwen immer silbermöwenähnlicher, bis man schließlich eindeutige Silbermöwen vor sich hat. Wo diese mit den "reinen" westeuropäischen Heringsmöwen zusammentreffen, verhalten sich beide als "gute" Arten;
sie vermischen sich nicht oder kaum. Es gibt sogar Kolonien, in denen beide Arten brüten, wo sich die etwas schwächere und zierlichere Heringsmöwe mit den unbeliebteren Brutplätzen landeinwärts begnügen muss. Ein weiterer Unterschied
liegt im Zugverhalten. Die Heringsmöwen sind strenge Zugvögel, die teils an den Küsten Westeuropas, im Mittelmeer, im Roten und Schwarzen Meer und sogar an den großen Seen Ostafrikas überwintern.
Fortpflanzung
Heringsmöwen brüten mit Vorliebe auf felsigen, bewachsenen Inseln - auch darin unterscheiden sie sich von den Silbermöwen. Die mitteleuropäischen Kolonien liegen am Meer - etwa auf der Vogelinsel Memmert -, im Norden und Osten brüten die Heringsmöwen auch in kleinen
Kolonien an Seen und Flüssen im Binnenland. Die Brutbiologie gleicht der der Silbermöwe. Die Vögel finden sich im April, im Norden auch im Mai und manchmal erst Anfang Juni in der Brutkolonie ein, die über viele Jahre hin beibehalten wird. Beide Partner bauen in einigen Tagen das recht
geräumige Nest. Man hat auch schon Nester in Bäumen gefunden. In Wales, wo sie nicht verfolgt werden, brüten Heringsmöwen auf Hausdächern.
Die zwei oder drei Eier sind praktisch nicht von denen der Silbermöwe zu unterscheiden, zumal sie in der Größe stark schwanken, etwa zwischen
60 und 75 mm. Beide Eltern brüten rund
24 Tage, Brutzeit Mai und Juni. Die Jungen halten sich in der Nähe des
Nestes auf, werden mit ausgewürgter Nahrung gefüttert und beginnen im Alter von
4 bis 5 Wochen zu fliegen. Nach dem Ausfliegen tragen die Jungvögel ein dunkelbraunes Jugendkleid, aber schon Wochen später mausern sie und legen dabei ihr erstes Winterkleid an.
Wieder Wochen später mausern sie erneut und bekommen dabei ihr erstes Sommerkleid. Die ausfallenden Federn werden gleich ersetzt, so dass die Vögel immer flugtauglich bleiben. Das Winterkleid der Altvögel ähnelt dem Sommerkleid, aber Kopf und Nacken tragen im Winter eine graubraune
Längsstreifung. Die Frühjahrsmauser beginnt im Januar und ist im April, zu Beginn der Paarungszeit, abgeschlossen. Die Jungvögel tragen in den ersten zwei oder drei Jahren mehr oder weniger braun gescheckte Übergangskleider. In diesen Kleidern werden sie in den Brutkolonien nicht geduldet.
Nahrung
Wie bei der Silbermöwe. Die unverdaulichen Nahrungsbestandteile werden von den Möwen als Gewölle oder Speiballen ausgeworfen. Die Untersuchung dieser Gewölle gewährt einen guten Einblick in die Ernährung der Möwen
