Unsere Erlebnisse auf der Vogelinsel Runde

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Wir hatten in unserem Urlaub 1995 für den 23. Juli eine Wandertour zu den Vogelfelsen auf Runde eingeplant. Auf diesem südlichsten Vogelfelsen Norwegens brüten über 150.000 Seevögelpaare.

22.07.95 Ankunft auf Runde

Kurz nach 15:00 Uhr überqueren wir die Rundebrua, die seit 1981 die Inseln Remøya und Runde verbindet.Rundebrua Tief hängen Regenwolken am Himmel und es ist windig. Der kleine Ort Runde liegt wie ausgestorben. Unser Ziel ist der Campingplatz in Goksøyr. Immer am Hang des Hochplateaus entlang mit Blick auf den Rundafjorden führt die Straße um den Südostzipfel der Insel herum. Wir durchqueren einen ca. 120 m langen Tunnel und erreichen nach weiteren 200 Metern die zwei Dutzend Häuser von Goksøyr.Häuser von Goksøyr Linkerhand liegt Goksøyr Camping. Neben dem Wohnhaus ist die Einfahrt, von der ein geschotterter Rundweg zu den drei Hütten führt. Rechts daneben liegt die Campingwiese, auf der schon ein paar Zelte stehen. Gegenüber dem Campingplatz befindet sich ein Parkplatz, der ziemlich voll mit Autos und Wohnmobilen steht. Da der Kiosk hinter dem Haus nicht besetzt ist, fahren wir auf die Wiese und packen unser kleines Steilwandzelt aus. Es sieht immer noch nach Regen aus und der Wind nimmt zu. Unter das Zelt breiten wir unsere Plane aus, was bei dem Wind nicht ganz einfach ist. Endlich haben wir die vier Ecken mit Heringen gesichert, doch immer wieder greifen Windboen darunter und lassen die Plane geräuschvoll auf- und niederschlagen. Wir überlegen ob wir wegen dem starken Wind mit dem Zeltaufbau warten sollen, aber andererseits kann es später anfangen zu regnen. Wir entfalten das Zelt und befestigen es an den vier Eckpunkten, der Eingang soll dem Wind abgewandt zum Meer hin liegen.

Dann stecken wir das erste Gestänge ineinander und schieben es durch die Schlaufen. Geschafft! Das Zelt nimmt Kontur an. Mechtild stützt es auf der anderen Seite ab. Ich führe die zweite Stange ein und biege sie, sodass sich das Zelt aufwölbt. In diesem Moment packt eine Fallboe das Zelt, drückt es zusammen, das Gestänge bricht und reißt einen 20 cm langen Winkelhaken ins Außenzelt. Verdammt! Ich fluche, denn wir haben kein Ersatzgestänge dabei. Flickzeug für´s Zelt zählt zu unserer Ausrüstung, doch einen Bruch des Gestänges haben wir nicht eingeplant.

Unser Missgeschick ist nicht unbeobachtet geblieben. Vom Haus nähert sich ein Mann. Wie sich herausstellt, ist es der Campingplatzbesitzer Knut Goksøyr. Ich spreche ihn auf englisch an, bin aber verwundert, als er in gutem deutsch antwortet. Da eine der Hütten noch unbewohnt aussieht, fragen wir, ob sie zu vermieten sei. Er überlegt, sagt uns, sie sei für gestern gebucht, aber die Leute seien noch nicht eingetroffen. Er scheint darüber verärgert zu sein. Unser Glück! Denn wir bekommen die Hütte für zwei Übernachtungen. Wir knuddeln das Zelt unliebsam in die Hülle, falten die Plane zusammen und parken unser Auto vor der Hütte. Obwohl ab jetzt unser Urlaub teurer wird, sind wir doch froh, bei dem Wetter ein festes Dach über dem Kopf zu haben. Es gibt sogar fließend kaltes und warmes Wasser und zur Toilette sind es auch nur ein paar Schritte. Das alles für 280 NOK die Nacht.

Nach dem wir uns häuslich eingerichtet haben, beschließen wir, uns noch etwas umzusehen. Zu Fuß lassen wir die letzten Häuser von Goksøyr hinter uns und gelangen über dicke Felsen ans Meer.Am felsigen Strand von Runde In 10 Kilometer Entfernung auf der anderen Seite des Rundafjorden sehen wir die über 600 m hohen Berge der Insel Hareidlandet.Insel Hareidlandet Für uns als Binnenlandbewohner ist es immer wieder faszinierend am Meer zu sein und zwischen den Felsen auf Motivsuche zu gehen.Tümpel mit Grünalgen Aufmerksam schaut uns eine Heringsmöwe bei der Strandwanderung zu.Heringsmöwe An ihren gelben Beinen kann man sie von anderen Möwenarten unterscheiden. Auch im Wasser gibt es interessante Motive, wie die gelblichbraunen Fortpflanzungskörper des Knotentangs.Knotentang Diese Tangart sieht man meist in großen Beständen an den nordeuropäischen Küsten. An der englischen Küste stellen Kinder aus den Schwimmblasen kleine Flöten her. Wir haben das nicht hinbekommen.

An den Felsen unter Wasser oder bei Ebbe auch über Wasser sitzt die Gemeine Napfschnecke,Gemeine Napfschnecke die sich nur mit großer Anstrengung von den Felsen lösen läßt. Sie ist ein gefräßiger Vertreter der Mollusken, die den Algenbewuchs, wo sie ihn erreichen kann, abweidet. Die Gehäuse der Napfschnecken, die längere Zeit über Wasser liegen sind kegelförmiger als diejenigen, die dauernd unter Wasser liegen. Genauso häufig findet man die Gemeine Strandschnecke,Gemeine Strandschnecke die auch in Gruppen an Felsen, Pflanzen oder Hafenbauten sitzt. An Land gespült, kann sie ohne weiteres mehrere Tage überleben. Zwischen Tang entdecken wir den Steinseeigel, dessen Farbspektrum von grünlich, bräunlich bis hinzu dunkelviolett reicht.Steinseeigel Leider haben wir keine Unterwasserkamera, um die Objekte schärfer ins Bild zu bekommen.

Wir verlassen die felsige Küste und gehen zurück zum Campingplatz. Da es erst kurz nach 17:00 Uhr ist, fahren wir noch nach der Ortschaft Runde. Hängt es damit zusammen, dass heute Samstag ist? Jedenfalls mach der Ort einen verschlafenen Eindruck. Wir parken am Ortseingang gegenüber der Mole, die den Hafen von Runde schützt. Die Häuser sehen alle unbewohnt aus, obwohl vor einem Haus ein Combi steht.Häuser von Runde Wir sind die einzigen Spaziergänger auf der Mole. Doch plötzlich hören wir hinter uns ein leises Miauen. Wir drehen uns um und bemerken ein kleines braunschwarz-gesprenkeltes Kätzchen mit weißer Brust, das uns nachläuft.Kätzchen auf der Mole Es ist total verspielt, rennt uns zwischen den Beinen durch, lässt sich aber nicht streicheln. Wir bekommen etwas Heimweh nach unserem Kater Sandy, der jetzt zuhause von unserem Freund Kalli versorgt wird.

Gegenüber der Mole liegen malerisch ein paar Lagerhäuser mit Booten davor.Lagerhäuser am Runde Hamn Bevor wir zum Auto zurückkehren machen wir noch einen Abstecher auf die kleine Insel Kjerringholmen, die durch die Mole mit der Insel Runde verbunden ist. Über Felsbänder, zwischen denen grasumstandene Tümpel liegen, arbeiten wir uns bis zur Küste vor. Man muss auf jeden Schritt achten. Vom Ufer aus geht der Blick weit über den Rundafjorden. In 6 Kilometern Entfernung sehen wir die Inselgruppe Grasøyane mit dem Leuchtturm.Inselgruppe Grasøyane Auch diese Inselgruppe ist Vogelschutzgebiet. Wir bemerken eine dickblättrige Blume mit lila Blüten, die wir nicht identifizieren können.Die Mertensie Erst zuhause - nach vielem Suchen in botanischen Büchern - haben wir den Namen herausbekommen. Es ist eine Mertensie. Im Jahr darauf entdecken wir auf der Insel Austvågøy ( Lofoten ) - am Strand bei Laukvika - ganze Kolonien von diesem hübschen Pflänzchen.

Wir bekommen Hunger und wollen zurück zum Campingplatz. Das Kätzchen folgt uns bis zum Auto. Mechtild vertreibt es aus der Nähe des Wagens - aus Angst, wir könnten es überfahren.

Kurz nach der Ankunft in der Hütte setzt Nieselregen ein. Wir machen Wasser heiß für ein Schnellgericht: Tortellinis, die nur aufquellen müssen. In der Nachbarhütte gibt´s Fisch, wie wir aus unserem Fenster sehen können. Das Waschbecken an der Außenwand der Sanitärhütte ist zum Ausnehmen und Säubern der Fische gut geeignet.Nachbar beim Fischausnehmen Auch die Silbermöwen, die Allesfresser unter dieser Vogelart, haben von der Sache Wind bekommen. Sie segeln um die Hütte, setzen sich auf´s Dach und geben ihrer Ungeduld lautstark Ausdruck. Als der Nachbar sie dann noch aus dem Hüttenfenster füttert, bekommen wir ihren Heißhunger auch zu spüren. Kaum haben wir nach dem Kochen das Fenster zum Lüften geöffnet, sitzt auch schon ein Exemplar erwartungsvoll auf dem Terrassentisch.Erwartungsvolle Silbermöwe Als wir sie nicht sofort bedienen, wird ihre Haltung schon fordernder.Ärgerliche Möwe Es regnet jetzt stärker, keine guten Aussichten für morgen. Draußen schreien ab und zu Möwen, trotzdem schlafen wir rasch ein.

23.07.95 Wanderung zu den Vogelfelsen

Die erfreulichste Feststellung an diesem Morgen: der Regen hat aufgehört, obwohl der Himmel immer noch so verhangen ist wie gestern. Typisches Westküstenwetter. Vor der Tour besorgen wir uns noch für 20 NOK eine Broschüre, in der alle Vogelarten von Runde aufgeführt sind. Außerdem bekommen wir noch ein kostenloses Faltblatt, in der einige Verhaltensregeln für das Schutzgebiet in mehreren Sprachen beschrieben sind. Auf der Rückseite befindet sich eine Karte der Insel mit allen Wanderwegen, auf der uns Knut einige Stellen markiert, die wir auf jeden Fall aufsuchen sollen. Er macht uns auch auf einen heute Abend stattfindenden Diavortrag aufmerksam. Die Fauna und Flora der Insel sind sein Hobby.

Vorsorglich ziehen wir unsere Gummistiefel an, da uns Knut den Weg als teilweise morastig beschrieben hat. Gegen 10:15 Uhr brechen wir auf. Nach zweihundert Metern biegt links ein mit Wegweiser "Fugelfjellet" bezeichneter breiter Weg ab. Durch Wiesen führt er aufwärts, knickt hinter einer kleinen, grasbewachsenen Holzhütte nach rechts ab und wird kurz danach von einem Gatter versperrt. Unter uns liegt malerisch der kleine Ort Goksøyr.Goksøyr Nach dem ersten Weidegatter, das unbedingt wieder zu schließen ist, wird der Weg recht steil. Trotz frischem Wind kommen wir ins Schwitzen. Es folgen noch weitere Gatter ( bitte auch verschließen! ), dann biegen wir auf den mit roten Holzpflöcken markierten Weg zur Nordküste ab.

Wir befinden uns jetzt auf ca. 120 Meter Höhe. Nach 800 Metern erreichen wir den ersten Aussichtspunkt Tinden.Aussichtspunkt <I>Tinden</I> Hier sollen laut Karte Dreizehenmöwen, Eissturmvögel, Tordalken und Trottellummen brüten. Doch wir sind etwas enttäuscht. Außer ein paar Dreizehenmöwen auf ihren Nestern ist nichts zu sehen.Dreizehenmöwen in ihren Nestern Dazu muss man natürlich erklären, dass die Hauptbrutzeit zwischen März und Mai liegt. Jetzt Mitte bis Ende Juli haben schon viele Vögel die Insel verlassen.

Nach einer kurzen Rast geht es auf dem etwas morastigen Weg in westlicher Richtung weiter aufwärts. Rechts vor uns sehen wir Kvalneset, die Nordwestspitze der Insel Runde.Landzunge Kvalneset Hier steht "Runde fyr", der Leuchtturm von Runde, der viertälteste des Landes. Die Fahrwasser um Runde sind gefürchtet, denn die niedrigen Felsklippen werden gerade bei stürmischen Wetter zu spät erkannt.Gefährliches Fahrwasser Etwas östlich von Kvalneset sank im Jahre 1725 der Ostindienfahrer "Akerendam", aus dessen Rumpf vor einigen Jahren von einheimischen Sporttauchern ein Gold- und Silberschatz geborgen wurde.

Über den Storehaugen erreicht der Weg kurzzeitig eine Höhe von 240 Metern , um dann wieder in Richtung Kvalnest auf 180 m abzusinken. Hier am Hang, in der sogenannten "Skarveura" soll die Krähenscharbe brüten. Leider sehen wir nichts von diesem schwarzgewandeten Vogel aus der Familie der Kormorane. Kurz darauf biegt ein steiler Pfad zum Leuchtturm und den paar weißen Häusern ab. Wir halten uns jedoch in südlicher Richtung und steigen - den Markierungen des Pfades folgend - wieder durch die Graslandschaft bergan. Rückblickend bietet sich eine herrliche Aussicht über die steilen Wiesenhänge hinweg auf den Rundafjorden und die Berge von Hareidlandet, sowie einiger Inseln in der Gemeinde Giske.Steile Wiesenhänge im Nordwesten

Wir erreichen den Aussichtspunkt Raudenipa, wo die Steilküste 220 Meter senkrecht zum Meer hin abfällt.Steile Felsküste Es bläst ein forscher Wind und deshalb nähern wir uns nur vorsichtiig auf dem Bauch liegend der Kante. Tief unter uns, knapp über der Brandung sitzen Hunderte von Vögeln in Reihen übereinander auf den Felssimsen. Wir können nicht erkennen, um welche Vogelart es sich handelt.Vögel auf Felssimsen Ein Fernglas wäre jetzt von Vorteil oder ein Telekonverter für unser 300-mm-Objektiv. Etwas neidisch schauen wir auf andere Fotografen, die mit regelrechten Telekanonen ausgerüstet sind und bestimmt bessere Photos machen.Vom Kot weißbraun gekalkte Felsen

Am Rande des Abgrunds machen wir eine längere Rast - untermalt vom Schreien der Vögel, dem Rauschen der Brandung und des Windes. Leichter Nieselregen setzt ein. Trotzdem genießen wir hoch über der sich nach Westen in der Diesigkeit verlierenden Meeresoberfläche die beeindruckende Stimmung dieser Landschaft.Blick von Steilküste aufs Meer Derweil schweben tief unten einige Sturmvögel auf Nahrungssuche dicht über der Brandung.Sturmvögel über der Brandung

Das nächste Ziel ist der 299 m hohe Rundebranden, der höchste Punkt an der Steilküste. Am Hang machen wir eine Basstölpelkolonie aus.Basstölpelkolonie Diese gänsegroßen Vögel sind leicht an der gelblichen Färbung des Halses und des Kopfes sowie der schwarzen Flügelspitzen zu erkennen.Basstölpel

Weit im Hintergrund sehen wir auf der Insel Bergsøya die Häuser von Fosnavåg, dem Verwaltungsort der Gemeinde Herøy, zu der auch Runde gehört. Kurz vor dem Gipfel des Rundebranden wird es felsiger. Hier ist Vorsicht geboten, denn die Klippe fällt hier nach drei Seiten fast senkrecht ins Meer ab. Die unzugänglichen Hänge unterhalb des Gipfels werden hauptsächlich von Basstölpeln und Dreizehenmöwen bevölkert. Der Pfad umgeht den Gipfel auf der Ostseite und wir steigen von 280 auf 180 Meter hinunter. Es bietet sich ein schöner Blick nach Südosten auf die zerklüftete Steilküste sowie die Landzunge Måganeset, der südwestlichste Zipfel von Runde.Die zerklüftete Steilküste von Runde Zwischen den Felsen wächst in Gruppen der Rosenwurz, ein Dickblattgewächs.

Immer knapp am Rand der Steilküste entlang erreichen wir eine Rinne, die sich tief in die Küste eingekerbt hat, den Kaldekloven.Kaldekloven. Dies war einer der Punkte, die Knut Goksøyr auf unserer Karte markiert hatte, denn hier besteht die Möglichkeit, bis zum Ufer hinunterzuwandern. Dort stehen die beiden Felstürme Yste und Innste Kaldeklovstolpen. Der äußere Felsen ist durchbohrt, was man aber von oben nicht sehen kann. Mechtild will sich den Abstieg nicht antun, doch ich mach mich auf den teilweise mit Ketten gesicherten Pfad nach unten. Manchmal serpentinenartig, häufig aber recht steil und rutschig führt der Pfad in die Tiefe. Nach etwa der Hälfte des Weges habe ich auch keine Lust mehr, da ich leichte Probleme mit meinen Knien bekomme. Immerhin muss ich ja auch wieder hoch. Die zerklüftete Felswand mit der Dreizehenmöwenkolonie ist zwar schon etwas näher gerücktDreizehenmöwenkolonie am Kaldekloven, doch ich drehe um und steige mühsam wieder zurück. Etwas außer Puste komme ich wieder oben an. Am Kaldekloven brüten außer den Dreizehenmöwen auch noch Papageientaucher sowie auf der äußeren Felsinsel, die unten in der Rinne aus dem Wasser ragt, Tordalke.

Der Weg führt leicht ansteigend am Osthang der Anhöhe Sandshornet herum. Vorher biegen wir auf einen Pfad der zur Küstenseite des Hügels führt, zur sogenannten Lundeura ( Lund = Papageitaucher ). An mehreren Meter hohen Felswänden vorbei gelangen wir an einen AussichtspunktAm Westhang der Anhöhe Lundeura, der von Papageientauchern umschwärmt wird.

Diese Vogelart ist die kleinste aus der Familie der Alken. Die Vögel brüten in der oberen Etage der Steilküste, dort wo sich Wiesenhänge an die nackten Felshänge anschließen.Papageientaucher im Geröllfeld Mit ihren kräftigen Schnäbeln und ihren Krallen graben sie manchmal meterlange Bruthöhlen in das Erdreich, an deren erweiterten Enden das einzige Junge sitzt. Die auffallend rote Hornscheide über ihrem Schnabel ist zur Balz- und Brutzeit besonders ausgeprägt. Gefüttert werden die Jungen häufig mit kleinen Sandaalen, von denen sie oft mehrere querliegend im Schnabel nach Hause bringen - übrigens ein beliebtes Fotomotiv. Sonst ist ihr kräftiger Schnabel auch zum Aufknacken von Schalentieren geeignet.

Die auf der Erde plump wirkenden Vögel sind quirlige Flieger. Wenn manchmal hunderte Vögel zur gleichen Zeit auffliegen, wundern wir uns, das es zu keiner Karambolage kommt. Mechtild versucht sie mit der Kamera im Flug zu erwischen, doch das ist ein aussichtsloses Unterfangen. Auf den Lofoteninseln Røst und Værøy waren diese possierlichen TierchenPapageientaucher einst eine Bereicherung der Speisekarte. Mit speziellen Lundehunden wurden sie aus ihren Bruthöhlen geholt, oder später auch mit Netzen gefangen.

Die Anzahl der brütenden Papageientaucher schwankt zwischen 50.000 und 100.000 Paaren. Sie sind somit neben den Dreizehenmöwen ( ca. 50.000 Paare ) die häufigste Brutvogelart auf Runde.

Man vergisst beim Beobachten der Vögel schnell die Zeit. Es ist schon 17:30 Uhr. Unseren Proviant haben wir längst schon verzehrt. Wir bekommen Hunger und Durst. Also brechen wir auf. Wir müssen ein Stück zurück, bis wir wieder auf den Pfad treffen, der auf der Ostseite des Sandshornet entlang führt. Wir werfen noch einen letzten Blick aufs MeerLetzter Blick von Steilküste, bevor wir einen Querpfad finden, der uns über die mit Sträuchern bewachsene Hochfläche auf den Weg zurück nach Goksøyr bringt.

Wer noch nicht so hungrig ist wie wir, kann natürlich die Wanderung entlang der Steilküste bis zur Südseite der Insel fortsetzen - vorausgesetzt er wird dort mit dem Auto abgeholt - oder kurz nach dem Gebiet Rollvogga nach links um den kleinen See Holmevatnet und entlang der größeren Seen Storevatnet und Litlevatnet zurückwandern.

Die letzten paar Stunden war es trocken, doch jetzt setzt wieder leichter Nieselregen ein. Wir packen die Kamera in den Rucksack, legen einen Schritt zu und treffen nach einer viertel Stunde auf den Weg, der von Goksøyr aus zum Kaldekloven führt. Den steilen Weg bergab zum Ort geht es schneller als heute morgen bergauf. Gegen 18:35 Uhr erreichen wir den Campingplatz, löschen erstmal unseren Durst, machen uns dann schnell was warm und verbringen den Abend mit Postkartenschreiben und Faulenzen.

Unser morgiges Ziel ist das Aurland, wo übermorgen die Wanderung durch das Aurlandsdalen auf dem Programm steht.

Einige Tipps:
Man sollte für diese Wanderung auf alle Fälle wetterfeste und warme Kleidung bei sich haben, da das Wetter schnell umschlagen kann. Oft bläst auch eine ziemlich steife Brise auf dem Hochplateau, was wir beim missglückten Zeltaufbau deutlich zu spüren bekamen. An Schuhwerk sind Gummistiefel angebracht, da der Weg an einigen Stellen sehr morastig ist und bei Niederschlägen noch schlammiger werden kann. Voraussetzung für die Beobachtung der Vögel sind ein gutes Fernglas oder ein starkes Zoomobjektiv ab 300 mm. Wem eine noch höhere Brennweite zu teuer ist, kann sich auch mit einem Telekonverter begnügen, der zwischen Kamera und Objektiv geschraubt wird. Die günstigste Beobachtungszeit sind die Abendstunden, da dann die Vögel von der Nahrungssuche heimkehren. In den Sommermonaten ist das auch kein Problem, da hier in Südnorwegen die Dämmerung erst nach 23:15 einsetzt. Richtig dunkel wird es im Juni und Juli eigentlich nicht, außer der Himmel ist völlig mit dunklen Regenwolken verhangen. Möchte man jedoch fast ungestört das Treiben der Vögel erleben, dann sollte man die frühen Morgenstunden nutzen, wenn die Luft noch klar ist und der Gesang der Vögel nicht durch Fremdgeräusche überlagert wird. Es entsteht eine Stimmung, in der man seinen Frieden finden kann.

Bitte stets auf den Wegen bleiben und vor allem die Hinweisschilder beachten, die den Beginn des Naturschutzgebietes und damit das Betretungsverbot markieren.

 

©2000-2005 by Otto and Mechtild Reuber

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