Papageitaucher
Fratercula arctica
Familie:
Alken
regelmäßiger Brutvogel

Foto: © Mechtild Reuber
Merkmale
Taubengroß, dickköpfig, kurzer Hals, plump wirkend; Länge 30 bis 32 cm, Spannweite 60 cm. Altvögel mit unverwechselbarem, sehr hohem Schnabel in Rot, Gelb und Schwarz, dessen Farben im Winter verblassen. Die Jungvögel haben einen noch niedrigen, dunkelgrauen Schnabel mit rötlicher Streifung. Die umfangreiche, hornige Schnabelscheide wird zur Mauser abgeworfen und danach erneuert. Scheitel dunkel, Wangen im Sommer weiß, dunkle Konturen um das Auge und ein zum Nacken ziehender Strich verleihen dem Gesicht im Brutkleid einen clownartigen Ausdruck. Wangen im Winter und in Jugendkleid grau. Füße in allen Kleidern korallenrot. Ausgeprägte Gegenschattierungen des Federkleides: oberseits schwarz, unterseits weiß mit geschlossenem, schwarzem Halsring. Auch die Flügelunterseiten sind dunkel. Stimmlaut tief und rau "orrr". Ihr schneller Flug kostet die Vögel sehr viel Kraft, da ihre kurzen Flügel mehr zur Fortbewegung beim Tauchen geeignet sind.

Lebensraum
Nur im Nordatlantik verbreitet. Im Nordpazifik lebt eine Zwillingsart, der Schwarzkehlpapageitaucher. Man nimmt an, dass sich beide Arten aufgrund geografischer Isolation im Laufe langer Zeiträume aus gemeinsamer Wurzel zu getrennten Arten auseinanderentwickelt haben. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich das Brutgebiet des Papageitauchers von der Bretagne bis nach Spitzbergen, sein Weltbestand wird auf 15 Millionen geschätzt. Nach Süden zu wird er rasch seltener. Bis zur Jahrhundertwende brütete er noch auf Helgoland. Außerhalb der Brutzeit streifen die Papageitaucher auf hoher See umher.

Auf Runde treffen die Papageitaucher erst Ende Juni / Anfang Juli ein. Ihrem Treiben kann man am besten im Lundeura-Gebiet ( Lunde = Papageitaucher, ura = Geröll ) zuschauen, wo man auch ein wenig das geröll-und felsenreiche Schutzgebiet auf einem Pfad betreten darf. Auch am Kaldeskloven, wo man einen steilem Pfad abwärts ins Vogelschutzgebiet folgen kann, sieht man häufig Papageientaucher.

Foto: © Mechtild Reuber

Fortpflanzung
Papageitaucher beteiligen sich regelmäßig an den Brutgemeinschaften der Vogelberge. In mittleren Lagen, etwa auf den Färöern, sind sie auch die volkreichsten. Sie brüten vereinzelt in natürlichen Höhlen, mehr aber in selbstgebauten Gängen der Grasnarbe. Die Höhlen werden mit Schnabel und Krallen gegraben, haben einen Durchmesser von etwa 15 cm und sind meist reichlich metertief, selten auch über 2 und sogar bis 5 Meter lang. Mehrer Familien können sich einen Eingan teilen, aber jede hat ihren eigenen Gang zum Nest. Am hinteren Ende erweitert sich die Höhle zu einem Kessel, wo die Papageitaucher auf einem Nest aus trockenem Gras, Pflanzen und Federn ihr einziges, etwa 69 mm langes Ei bebrüten. Um das Baumaterial entsteht manchmal eine hegftiger Streit. Die Brutzeit hängt unter anderem vom Auftauen des Bodens ab, weil die Vögel erst dann graben können. Die Brutdauer ist mit 35 Tagen recht lang; die Bebrütung beginnt oft erst einige Tage nachdem das Ei gelegt wurde. Das Ei bekommt die nötige Wärme durch den Brutfleck an der Bauchseite und die zur Brutzeit stärker durchbluteten Füße. Während dieser Zeit wirkt die Kolonie wie ausgestorben. Nur manchmal hört man aus der Erde die miauenden Stimmen der Brutvögel. Einzelne sitzen auch mit reglosem Körper vor ihren Höhlen und wenden nur den Kopf in alle Richtungen. Greift man in die Bruthöhle, so verbeißt sich der Vogel in der Hand und lässt sich herausziehen. Der überaus kräftige Biss geht bis auf die Knochen. In die enge getrieben knurren die Vögel wie Hunde. In manchen Landstrichen des hohen Nordens werden die Papageitaucher oder "Lunde" gegessen und zu diesem Zweck mit langen Speeren aus ihren Höhlen gezerrt. In der darauffolgenden Nacht sitzt dann gewöhnlich eine "Ersatzmutter" auf dem Ei, die das Brutgeschäft fortsetzt. Wird auch diese getötet, so mag eine dritte, vierte oder gar fünfte einspringen. Es handelt sich dabei um Jungvögel, die selbst noch nicht gelegt haben, sich aber schon auf den Brutbergen herumtreiben und gern die Rolle einer Amme übernehmen.


Foto: © Mechtild Reuber

Von Zeit zu Zeit starten alle flugfähigen Lunde einer Kolonie zu gemeinsamen Rundflügen um ihren Brutfelsen. Bei dieser Gelegenheit werden die Papageitaucher mancherorts mit großen Käschern aus der Luft gefangen. An guten, auch für den Fänger nicht ungefährlichen Plätzen, kann ein Mann bis zu 1000 Vögel am Tag erbeuten.
Auf der Lofototen-Insel Værøy, im Norden Norwegens, wurden bis in 30iger Jahre des 20. Jahrhunderts sogenannte Lundehunde zum Fangen der Papageitaucher eingesetzt.

Nahrung
Zur Jungenaufzucht Fische - z.B. Hering, Sprotten, Sandaal und Lodde - die Altvögel erbeuten überwiegend Krebse und andere niedere Meerestiere. Der überaus kräftige Schnabel dürfte beim Aufknacken gepanzerter Meerestiere eine Rolle spielen. Der Gaumen der Papageitaucher ist sehr flach mit reihenförmig angeordneten Papillen und weichen Wiederhaken, alles gut geeignet zum Fang von Krustentieren.
Papageitaucher tragen gefangene Fisch quer im Schnabel und können damit ihre Unterwasserjagd fortsetzen. Der Vogel klemmt die Fische mit seiner Zunge gegen den Oberschnabel, bis die ganze Schnabellänge mit Fischen belegt ist. Dabei dehnt sich ein elastisches Band im Schnabelwinkel. Öfters kommt es vor, dass den putzigen Vögeln ihre Beute durch große Möwen oder Raubmöwen abgejagd wird. Sie zupfen ihn an den Flügeln oder am Schwanz, seltener verbeißen sie sich im Nacken des Papageitauchers, um ihn so zu beuteln, dass er seine Beute fallen lässt. Mantelmöwen begnügen sich nicht immer mit den Fischen, sondern töten auch den Papageitaucher, den sie gleich mit auffressen.

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