Kuckuck
Cuculus canorus
Familie:
Kuckucksvögel
regelmäßiger Brutvogel
Merkmale
Ein mittelgroßer, langschwänziger Vogel mit falkenartiger Flugsilhouette, aber charakteristischem, flachem und gleichmäßig schnellem Flügelschlag. Altvögel grau mit weiß geflecktem Schwanz, gesperberte, das ist quergestreifte Brust, daneben kommen auch rotbraune Tiere vor. Jungvögel auch auf Kopf und Rücken quergestreift, grau oder braun. Stimme des Männchens der bekannte Kuckucksruf; Stimme des Weibchens völlig anders, falkenartig gickernd, in der Erregung eigenartig fauchende Töne.

Lebensraum
Extrem anpassungsfähig. Von der Halbwüste über geschlossene Laub- und Nadelwälder und Hochmoore bis an den Nordrand der Waldzone, wo immer es Kleinvögel und Insekten gibt.

Fortpflanzung
Gründlich erforscht und immer noch nicht vollständig bekannt. Das Weibchen legt seine Eier in die Nester anderer Vögel und kümmert sich danach nicht weiter um die Aufzucht - das nennt man Brutparasitismus. Ferner ist der Kuckuck polyandrisch, das heißt, dass ein Weibchen mit mehreren Männchen zusammen in einem Brutgebiet lebt. Die Männchen kommen vor den Weibchen aus dem Überwinterungsgebiet in ihr vorjähriges Revier zurück und locken mit dem bekannten Kuckucksruf durchziehende Weibchen an. Der Tag des ersten Kuckucksrufs im Frühjahr pflanzt sich wellenartig von Südeuropa nach Nordosten fort: Zwischen Süddeutschland und Südfinnland braucht diese Welle etwa 3 Wochen, von Mitte April bis in das erste Maidrittel. In der ersten Junihälfte erlahmt dann die Ruflust der Kuckucke, erlischt aber nicht vor Ende Juli. Beim Rufen sitzt der Kuckuck an erhöhter Stelle, lässt die Flügel hängen und hebt den etwas gefächerten Schwanz.
Das Kuckucksweibchen legt seine Eier in die Nester der verschiedensten Singvögel, auch des winzigen Zaunkönigs, und manchmal verirrt es sich und legt in eine Spechthöhle oder in das Gelege eines Nestflüchters, wo der junge Kuckuck dann natürlich verloren ist. Auch im Nest des Hausperlings hat er keine Chance, da die Sperlinge ihm das Futter verweigern. Insgesamt wurden schon über 120 Wirtsarten festgestellt, davon 20 als Hauptwirte, darunter Gartenrotschwanz, Bachstelze, Baumpieper, Rohrsänger und Steinschmätzer. Jedes Weibchen legt in das Nest der Vogelart, von der es selber aufgezogen wurde. Man fand auch schon zwei Kuckuckseier im selben Nest, aber dann stammten sie von zwei verschiedenen Weibchen. Wird ein Gelege bereits länger bebrütet, kommt der Kuckuck zu spät.


Das Ei wird mit raffinierter Strategie in das Wirtsnest geschmuggelt. Zunächst findet das Weibchen das Nest und beobachtet die Altvögel. In einem unbewachten Moment vollbringt es sein Werk. Manchmal lenkt auch der männliche Kuckuck die Vogeleltern ab, wie überhaupt der Kuckuck von Kleinvögeln erbittert beschimpft und manchmal sogar angerempelt wird, wo immer er sich zeigt. Teils setzt sich das Weibchen unmittelbar in das Wirtsnest, bei Höhlenbrütern klammert es sich außen an; manches Ei fällt daneben und zerbricht, obwohl Kuckuckseier viel dickere Schalen haben als gleichgroße Singvogeleier. Manchmal wird das Ei auch zunächst auf den Boden gelegt, dann mit dem Schnabel ergriffen und ins Nest gebracht. Oft wirft der Kuckuck ein Wirtsvogelei aus dem Nest oder frisst es gar auf. Über die Eizahl des Kuckucks herrscht bislang Unklarheit: Es werden Zahlen zwischen 5 und 25 genannt. Jedenfalls ist die Zeit der Eiablage sehr lang und reicht von Anfang Mai bis weit in den Juli, also fast so lange, wie es frische Wirtsvogelnester gibt.
Die Eier sind, gemessen an der Größe des Kuckucks, erstaunlich klein - im Mittel etwas über 20 mm lang, nicht größer als ein Spatzenei, das durchschnittlich auch über 20 mm lang ist. Manche, aber nicht alle Kuckuckseier sehen den Wirtsvogeleiern in Färbung und Zeichnung überraschend ähnlich.
Manche Kleinvögel verlassen ihr Nest, wenn sie ein Kuckucksei darin finden, andere werfen es "über Bord", wieder andere überbauen ihr eigenes Gelege samt Kuckucksei mit einer Lage neuen Nistmaterials und legen dann abermals. Aber oft genug nehmen sie den Fremdling an und brüten ihn zusammen mit den eigenen Eiern aus. Der junge Kuckuck schlüpft dann meist früher als seine Stiefgeschwister - nach 11 bis 13 Tagen Brutzeit. Er wächst extrem schnell. Selbst wenn er Tage nach den anderen Jungen schlüpft, überholt er sie doch rasch an Gewicht. 10 bis 15 Stunden nach der Geburt erwacht im Jungkuckuck ein "Rauswurf-Reflex", der ihn veranlasst, alle Dinge, mit denen er in Berührung kommt, über den Nestrand zu stemmen. Drei bis vier Tage lang lebt sich dieser Reflex aus.
In dieser Zeit hat der Jungkuckuck alle seine Stiefgeschwister auf den breiten Rücken geladen und über den Nestrand gewuchtet. Die Vogeleltern, die nur solche Jungen akzeptieren, die in der Nestmulde liegen, sehen diesem Treiben tatenlos zu. Gerade bei kühlen Temperaturen, wenn etwa die Eltern fort sind und ihre Jungen verklammen, ist der junge Kuckuck besonders rege. Oberhalb von 25 Grad dagegen, wenn die "rechtmäßigen" Jungen munter werden, stellt der Kuckuck seine Bemühungen ein. Sitzt der junge Kuckuck schließlich allein im Nest, so frisst er so viel und wächst so schnell wie sonst die ganze Kinderschar. Sein Sperrachen ist von verführerischer Leuchtkraft und sein Bettelruf von durchdringender Stärke. So wächst er rasch heran, wird schnell selbständig und macht sich alleine auf den Weg nach Afrika, ohne jemals seinen Eltern begegnet zu sein. Südlich des Äquators kann der Kuckuck jedoch Artgenossen begegnen, die dort heimisch sind, aber niemals Zugdrang nach Norden verspüren. Sie gehören der afrikanischen Rasse unseres Kuckucks an. Daneben gibt es in Afrika noch zahlreiche Kuckucke, die unserem Kuckuck ähneln, aber Nester bauen und ihre Jungen selber aufziehen.

Nahrung
Insekten, manchmal auch Eier von Kleinvögeln, in deren Nester sie ihre Eier legen.

©2000-2010 by Otto and Mechtild Reuber
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