Gryllteiste
Cepphus grylle
Familie:
Alken
regelmäßiger Brutvogel
Merkmale
Etwas kleiner als die Lumme, Länge 34 cm, Spannweite 68 cm. Im Sommer der einzige Alk mit auch unterseits schwarzem Federkleid - ein scharf begrenztes Flügelfeld ist in allen Kleidern weiß. Im Winter mit völlig weißer Unter- und dunkel gefleckter Oberseite. Bei so verschiedenen Kleidern sehen die Vögel während der Mauser recht gescheckt aus.
Bei der Rast sitzen die Teisten in aufrechter Körperhaltung und mit S-förmig eingezogenem Hals auf Klippen oder Eisschollen und sind dabei so zutraulich, dass sie früher von Booten aus mit langen Speeren erstochen wurden. Ihr Gang ist ein beschwerliches Watscheln, der Flug rasch und schwirrend, nachdem die Vögel mit einem kurzen Anlauf vom Wasser abgehoben haben. Beim Tauchen rudern sie mit den Flügeln und steuern mit den Füßen. Der Seeadler hetzt sie, wie auch andere Tauchvögel, aus der Luft, bis sie vor Erschöpfung nicht mehr tauchen können und sich ohne Widerstand greifen lassen. Leise, pfeifende Stimmlaute auf "tsih-tsh".

Lebensraum
Zirkumpolar in den kühlen und kalten Meeren verbreitet. In Europa reicht das Brutgebiet von den Küsten Irlands im Süden bis zu den nördlichsten Inseln am Rande des Packeises, wo die Wassertemperatur auch im Sommer nicht über 0 Grad ansteigt. In der Ostsee geht die Gryllteiste bis an das Ende des Finnischen Meerbusens, wo das Wasser praktisch nicht mehr salzig ist und im Winter gefriert. Dann weichen die Teisten südwärts aus und sind Wintergäste an der deutschen Ostseeküste. In der Nordsee werden sie nur als seltene Irrgäste gesichtet.
Die Gryllteiste ist kein Vogel des offenen Meeres, sondern lebt in Stillwasserzonen hinter vorgelagerten Inseln, in Fjorden und Flachwasserzonen; dort hält sie sich das ganze Jahr über auf. Sie brütet in Spalten zwischen Geröll und Felsen, also an ähnlichen Orten wie der Tordalk, mit dem sie gelegentlich auch um die Brutplätze streitet. Doch brütet sie meist niedriger als jener, oft nur dicht über der Spritzwasserzone, und gelegentlich auch bis 3 km von der Küste entfernt. In den Vogelfelsen besetzt sie meist die Geröllhalde am Fuß der Steilwände. Gelegentlich findet man reine Gryllteistenkolonien auf geröllbedeckten unbewohnten Inseln.

Fortpflanzung
Gryllteisten brüten in Kolonien mit einigen Dutzend Paaren oder als Einzelgänger am Fuße der Vogelberge. Im Mai balzen sie vor den Brutplätzen mit einer Art Wasserballett über und unter der Oberfläche. Gelegentlich reißt ein Männchen seinen Schnabel erstaunlich weit auf und zeigt dabei seinen grellroten Rachen. Das Paar ist sehr zärtlich; es sitzt zusammengeschmiegt und schnäbelt sich, und es ist zu hoffen, dass mancher sonst harte Seemann angesichts solcher Innigkeit seinen Schlagknüppel hat sinken lassen. Jedenfalls hießen die Teisten in der Sprache mancher Seelaute auch Tauben. Abweichend von den anderen Alken legen die Teisten häufig zwei Eier, aber gewöhnlich wird doch nur ein Junges flügge. Beide Eltern bebrüten die einen grellroten Dotter enthaltenden Eier, Brutdauer 21 bis 24 Tage, Brutzeit Juni und Anfang Juli. Die Brutvögel lassen sich beim Brüten oft mit Händen greifen. Das Junge schlüpft mit einem grauen Dunenkleid und bleibt 35 bis 39 Tage in der Höhle, wie überhaupt Höhlenbrüterküken sich viel länger im Nest aufhalten als vergleichbare Freibrüter. Wenn sie dann aber das Nest verlassen, so können sie schon gut fliegen und sind praktisch selbständig.

Nahrung
Gryllteisten suchen ihre Nahrung hauptsächlich am Gewässergrund. Deshalb entfernen sie sich nie weit von der Küste. Fische bilden bei ihnen gewöhnlich nur die Beikost. Hauptsächlich ernähren die sich von Krebsen aller Art, von Meereswürmern, Muscheln und Polypen. Wirft man neben Gryllteisten einen Stein ins Wasser, so kann es sein, dass sie abtauchen, ihn einholen und mit dem Schnabel ergreifen. Bei der Nahrungssuche tauchen sie selten länger als etwa 30 Sekunden. Auf der Flucht bleiben sie aber bis 2 Minuten unter Wasser. Werden sie angeschossen, so verbeißen sie sich am Gewässergrund und kommen nicht mehr hoch.

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