Merkmale
Auf den ersten Blick der Möwe ähnlich, aber nicht näher mit ihr
verwandt, und leicht am ganz anderen Flug zu unterscheiden. Auch kann er nicht aufrecht stehen, sondern ruht auf der Laufsohle. Möwen rudern mit
schwimmendem Flug und segelnden Abschnitten, der Eissturmvogel hält seine
Schwingen beim Segeln starr ausgebreitet und neigt den Körper mal auf die
eine, mal auf die andere Seite. Dabei fliegt er meist dicht über dem Wasser, ohne von den Wogen erfasst zu werden.
Er folgt elegant und unermüdlich dem Heben und Senken der Wogen. Seine
Flügelschläge sind rasch und kurz, aber im Aufwind der steilen Vogelberge nutzt er auf geradezu geniale Weise die Luftströme und gleitet schwerelos dahin.
Er schwimmt fast korkenleicht auf dem Wasser und erhebt sich mühelos nach kurzem Anlauf. Auf unebenem Boden kann
er auch vom Festland aus starten. Es gibt zwei Farbphasen und zwischen
beiden kaum Übergänge. Die eine ist unterseits weiß und auf Rücken und
Flügeldecken silbergrau, die andere fast einfarbig dunkelgrau. Körperlänge
um 47 cm. Spannweite
um 112 cm, Gewicht
um 800 g.
Kräftiger Schnabel mit röhrenförmigen Nasenlöchern. Sehr gesellig und lärmend,
die Stimmen hören sich von ferne wie das Gackern von Hühnern oder
Gänseschnattern an und tragen sehr weit.
Lebensraum
Die nördlichen Meere von der Packeisgrenze im Norden bis etwa
auf die Höhe der Bretagne. Während der Brutzeit halten sich die Vögel nicht
mehr als 30 bis 40 km von den Kolonien entfernt auf, ansonsten streifen sie
über das offene Meer. Wenn der Seemann Möwen sieht, so weiß er, dass das
Land nicht mehr fern ist. Sieht er Eissturmvögel, so muss er sich gedulden.
Gern folgen die Tiere den Fischereibooten und balgen sich um die Abfälle.
Der Eissturmvogel war früher ein hochnordischer Vogel. Er bevölkert die
nördlichste Seevogelkolonie überhaupt, an der Nordspitze Grönlands, dicht an
der Packeisgrenze. In den letzten hundert Jahren hat er sein Brutgebiet
aber weit nach Süden ausgedehnt und sich gewaltig vermehrt. Heute gilt er
als einer der am häufigsten vorkommenden Vögel. Seine Zahl wird auf etwa
eine Million geschätzt. Seit einiger Zeit brütet er auch auf Helgoland.
Auf Runde brütet der Eissturmvogel zusammen mit Dreizehenmöwen, Tordalken und Krähenscharben auf den zerklüfteten Skredastolpane-Felsen unterhalb des Lundeura-Schutzgebietes,
am Kaldeskloven, wo man einen steilem Pfad abwärts ins Vogelschutzgebiet folgen kann, und am oberen Hang der Nordseite der Insel.
Fortpflanzung
Der Eissturmvogel ist Koloniebrüter in oft riesigen Kolonien,
meist in Gesellschaft anderer Meeresvögel. Die Kolonien liegen in der Regel
in Felswänden über der Brandung bis in Höhen von einigen hunderten Metern.
Am Brutplatz wirkt er, im Gegensatz zu seinen Flugkünsten, ziemlich unbeholfen, liegt auf dem Bauch und schiebt sich an die
Felskante, wenn ihnen Gefahr droht.
Im März und April erscheinen die Vögel vor dem Brutfelsen, gehen aber
anfangs meist nicht an Land. Die Männchen sind zuerst da. Sie balzen auf dem
Wasser, indem sie rhythmisch den Körper hochreißen, mit den Flügeln
schlagen und Schreie ausstoßen. Die Eissturmvögel des Pazifiks reißen zudem
den Schnabel auf und zeigen dem Partner den leuchtend orangefarbenen
Schlund.
Eiablage im Mai. Das einzige Ei ist größer als ein Hühnerei und wird von
beiden Partnern abwechselnd bebrütet, wobei es nur alle paar Tage zur
Brutablösung kommt. Wird das Ei gestohlen oder zerbrochen, legt das Weibchen kein Neues.
In den Vogelfelsen besetzt der Eissturmvogel meist die
obersten Etagen. Seine Konkurrenten um den Brutplatz bespuckt er mit einem
öligen, klargelben Sekret aus dem Magen. Leidtragende sind vor allem
Dreizehenmöwen und Papageitaucher, die nicht selten dran zugrunde gehen. Zu
ihrer Verteidigung spucken die Vögel gezielt und 50 bis 100 cm weit auf den
Angreifer. Sie können mehrfach hintereinander spucken, wenn auch mit
sinkender Ergiebigkeit. Das Öl hat einen ekelhaft fauligen Geruch. Auch die
halbwüchsigen Nestlinge verfügen schon über die Spuckwaffe. Die Jungen
schlüpfen um Mitte Juni in einem sehr dichten Dunenpelz, der in der hellen
Phase weiß und grau, in der dunklen rauchgrau gefärbt ist.
Nach 6 bis 8 Wochen Fütterungszeit ziehen die Eltern wieder auf die Hochsee,
die Jungen stürzen sich wenig später - 50 bis 60 Tage alt - von den Felsen
und treiben, noch nicht flugfähig, auf dem Meer. Von seiner Oberfläche
nehmen sie Plankton auf.
Nahrung
Fische, Schnecken, Krebse, Aas und Abfälle. Die Nahrung wird ohne
Tauchen von der Wasseroberfläche gepickt. Beim Streit um Fischereiabfälle
hört man auch die Stimmen der sonst auf hoher See recht schweigsamen Vögel.