Unsere Erlebnisse im Rondane

Wir hatten in unserem Urlaub 1997 für den 08.07. die Besteigung des 2114 m hohen Høgronden geplant. Der am Ostrand des Rondane gelegene Berg versprach eine Super-Aussicht.

07.07.97 Ankunft in Folldal

Durch das bewaldete Tal der Folla nähern wir uns auf dem Fv29 von Osten dem Rondane-Gebirge. Der Himmel ist bedeckt, nicht gerade vielversprechend für die geplante morgige Høgronden-Besteigung. Eine Rast an der Folla wird durch einsetzenden Nieselregen vorzeitig beendet. Als der Fv29 in Moskaret nach Südwesten abknickt, taucht im Dunst die imposante Gebirgskette des nordöstlichen Rondane auf. Wir rätseln, welcher der Gipfel unser Ziel ist. Der zur Übernachtung eingeplante Campingplatz in Grimsbu sieht so überfüllt aus, daß wir weiter nach Folldal fahren, obwohl laut Karte dort kein Platz verzeichnet ist.

Auf der Kreuzung im Ortskern folgen wir dem Schild "Folldal Fjellstue". Die anfangs geteerte Straße biegt hinter einem Lebensmittelgeschäft scharf nach rechts ab und zieht sich als Schotterweg am Nordhang des Tales in östlicher Richtung bergauf. Immer umfassender wird der Blick ins weite, mit Gehöften gesprenkelte Tal der Folla, und die jetzt von Wolken verhangene Gebirgskette des Rondane.

Nach ein paar Serpentinen erreichen wir gegen 13:30 Uhr die Berghütte, die von Randi und Jens Hammer, einem netten Ehepaar bewirtschaftet wird. Außer Fremdenzimmern bietet die Fjellstue auch 4 Hütten für Selbstversorger, davon sind zwei, teilweise als Steinhütten, in den Wiesenhang gebaut. Wir bekommen von allen Hütten die Schlüssel und können in Ruhe wählen. Den besten Ausblick aufs Gebirge bietet eine gemütliche Holzhütte mit seperatem Schlafraum (ein Doppelbett und vier Etagenbetten) und volleingerichteter Küche mit fließend Kalt- und Warmwasser.

Randi zeigt uns den Høgronden und uns wird ein bißchen mulmig, ob wir uns nicht doch zuviel vorgenommen haben. Hier oben weht eine steife Brise und wir ziehen uns für den Weg zur Toilette, die sich 60 m von der Hütte im Kellergeschoß der Fjellstue befindet, warm an. Auf dem Wiesenhang, der zur Berghütte gehört, tollen übermütig zwei schwarze Fohlen. Es fängt an zu regnen und so machen wir es uns auf der Polstergruppe im Wohnzimmer gemütlich. Nach dem Abendessen mit Blick auf "unseren" Berg fange ich mit der Kamera das Wechselspiel der Wolken über der Gebirgsgruppe ein. Anfangs total verhangen, reißen nach und nach Löcher in die Wolkendecke und geben das phantastische Gebirgspanorama immer mehr frei. Vor dem Schlafengehen packen wir noch unsere Rücksäcke und ich säubere alle Objektive für den nächsten Tag. Der Wecker steht auf 06:00 Uhr.

08.07.97: Besteigung des Høgronden im Rondane-Nationalpark

Eine freudige Überraschung! Das Wetter sieht heute morgen super aus: Blau mit Wolken. Um 07:40 Uhr sind wir startklar. Das Tor zur Fjellstue, daß Randi abends geschlossen hat, schieben wir wieder hinter uns zu. Folldal liegt wie ausgestorben. Circa 12 km geht es auf dem Fv27 durch Kiefernwald in Richtung Süden. Dann biegt rechts die Nebenstrecke ins Døralen ab, das vom Fluss Atna duchflossen wird. Nach 1 km versperrt uns eine Schranke den Weg. Beim nahegelegenen Haus bellt ein Hund. Otto bezahlt die Mautgebühr und der breite Schotterweg führt weiter durch lichten Kiefernwald. Die Berge rücken immer näher. Die knorrigen Kiefern werden immer weniger und nur noch ein paar einzelne Fjellbirken überragen die mit Flechten und Kleinsträuchern bewachsene Flußterasse. Nur in dem Flußbecken der Atna halten sich ein paar Birkenwäldchen. Die klare Morgenluft läßt die Berge näher erscheinen, als sie es sind. Wir möchten viel öfters anhalten, doch uns drängt ein wenig die Zeit.

Die Mautstraße endet bei der ehemaligen Alm Døralseter auf 1.080 m Höhe. Zwei Herbergen - Nedre und Øvre Døralseter - nehmen Wanderer auf, die das "Graue Gebirge" vom Nordosten durchqueren wollen. Beliebtes Ziel ist die Wanderung durch das Bergedalen zur Rondvassbu, mitten im Nationalpark am Rondvatnet gelegen.

Uns zieht es zu Höherem. Wir parken den Wagen bei der unteren Hütte und wandern, dem Tal der Atna folgend, westwärts. Ein paar Bäche sind zu überqueren und teilweise ist der Weg etwas morastig. Eine Brücke überquert die Atna und kurz danach zweigt der gutmarkierte Weg zum Høgronden ab. Während hier andere Wanderer dem bequemen Talweg nach der Rondvassbu folgen, quälen wir uns auf eine sandige 60 m hohe Moränenhalde. Längs der tiefen Toteislöcher von Skrangelhaugen schlängelt sich der markierte Pfad zum Bergbach Vidjedalsbekken. Der Talgrund dieses Wildbaches überrascht mit üppigem Pflanzenbewuchs.

Es geht jetzt stetig auf der rechten Seite des Baches bergan und auf einer kleinen Anhöhe machen wir die erste kurze Rast. Vor uns liegt ein riesieges Schneefeld, das den oberen Teil des Vidjedalsbekken überspannt. Schneefelder überqueren wir immer mit einem unguten Gefühl. So sind wir froh, daß uns ein norwegisches Pärchen mit Hund, aber ohne Gepäck und in Turnschuhen, überholt und als erste über das Schneefeld muss. Wir folgen ihrer Trittspur und gelangen auf die Nordseite des Baches. Durch Wollweidensträucher, an einer sich sonnenden Schafherde vorbei erreichen wir den kleinen See Neverbutjønne auf 1.300 m Höhe.

Hier ist wieder unbedingt eine Rast fällig. Wir wundern uns, daß die Wegmarkierung mitten durch den kleinen See führt. Ja, im Winter ist dieser halt gefroren und man kann ihn bequem überqueren. Wir haben schon lange das Pärchen aus den Augen verloren und fühlen die Einsamkeit der norwegischen Bergwelt, die uns immer wieder in dieses Land zieht. Nach einem ausgiebigen Schluck »Mozell«, einer Limonade mit Birnengeschmack, suchen wir uns am rechten Ufer durch den morastigen Untergrund einen Weg. Am Ende des Sees treffen wir wieder auf den markierten Pfad. Unterhalb der Bergriesen des Digerronden und Midtronden führt der Weg jetzt in südöstlicher Richtung. Weit fällt der Blick nach Norden ins Neverbudalen.

Vor uns ragt die steile Nordwestwand des Høgronden auf. Der Berg schein kaum näher zu kommen. Schier endlos zieht sich der Weg über den gerölligen Hang des Midtronden. Quälend sind die Senken von kleinen Bergbächen, denen auf der anderen Seite immer wieder eine steile Hangbesteigung folgt. Doch dann sind wir endlich an der Nordflanke des Berges angelangt. Der Boden ist mit Blockwerk übersät, das sich, so weit das Auge reicht, den gesamten Berg hinaufzieht. Wir denken an das Pärchen mit den Turnschuhen, denn gute Bergschuhe sind hier dringend erforderlich.

Vor dem Aufstieg erfolgt noch eine kurze Rast. Wir sind keine durchtrainierten Bergsteiger, so verlangt uns der Hang schon anfangs einiges ab. Auf 1.600 m Höhe überlege ich die Besteigung abzubrechen. Ich lasse meinen Rucksack hinter einem großen Felsen zurück. Kurze Zeit später kommt uns leichtfüßig das Pärchen entgegen und erklärt uns, daß es noch eine Stunde zum Gipfel sei ( ohne Gepäck ). Ich bedauere Otto, der immer noch den Rucksack und die Filmausrüstung rumschleppt. Aber mein Ehrgeiz treibt mich noch bis auf 1.900 müM. Rien ne va plus! Ich beschließe hierzubleiben, doch Otto will nach einer Atempause allein weitergehen. Der Blick von hier oben umfaßt ein 180° Panorama. Tief unten liegt ein dunkler, noch halb mit Eis bedeckter Karsee. Über die 1.608 m hohe Stor-Elgevasshøe geht die Sicht bis ins Folldalen. Nur mit seinem Camcorder und Stativ bewaffnet, macht sich Otto auf den Weg nach oben.

Die Markierungen führen manchmal haarscharf am Osthang vorbei, der hier fast senkrecht 400 m in die Tiefe fällt. Jetzt auf 2.000 m Höhe geht der Blick weit nach Südwesten in das Atnadalen, wo der See Atnasjøen in der Sonne blinkt. Die Geröllplatten werden immer größer und der Hang immer steiler. Eiszapfen, die an überhangenden Felsen hängen, tropfen in der Nachmittagssonne. Manche Stellen sind mit nur einer freien Hand schwer zu überwinden.

Doch dann ist es geschafft. Völlig außer Puste stehe ich auf dem Gipfel, den ein großer Steinhaufen markiert. Ich bin überwältigt! Nach Westen und Südwesten fällt der Blick immer wieder auf neue Bergketten, bis man sie am diesigen Horizont kaum noch von den Wolken unterscheiden kann. Doch die nächsten Berggipfel des Rondane, die Gipfel des Rondslottet, Storronden und des Bergmassivs Smedhamran sind zum Greifen nah. Im Norden ragt die 2.286 m hohe Snøhetta auf, höchster Gipfel des Dovrefjells. Ich filme einen weiten Schwenk, mache ein paar Teleaufnahmen und finde es bedauerlich, daß Mechtild nicht hier oben ist, um diese Bilder mit der Kamera einzufangen.

Runter ist schlimmer wie bergauf. Die wackeligen Steinplatten erfordern höchste Aufmerksamkeit. Endlich ist Mechtild als kleiner Punkt im Geröll wieder auszumachen.

Jetzt gegen 18:00 Uhr wird es kühler. Vor uns liegen noch 13 km Rückweg bis Døralseter. Ich finde meinen Rucksack unberührt hinter dem Felsen wieder. In der Abendsonne ist der Høgronden noch fotogener als heute Morgen. Der Weg zurück zieht sich. Wir machen ab und zu kurze Pausen, die Getränke gehen zur Neige. Wir sind froh, daß wir immer noch zwei erfrischende Äpfel bei uns haben.

Beim Schneefeld angekommen, entschließen wir uns entlang der Nordseite des Vidjedalsbekken zu gehen. Keine gute Entscheidung, denn der Weg ist öfters sehr sumpfig. Auch die Überquerung des kräftigen Bergbaches weiter unten erweist sich als schwierig. Wir müssen einige Meter bachaufwärts gehen, bis wir eine Stelle finden, wo es ohne nasse Füße möglich ist. Der Sand des 60 m hohen Moränenhanges ist rutschig und wir kommen wie von selbst unten an. Bei den letzten 1,2 km zum Auto denken wir nur noch ans Bett. Geschafft! Um 22:20 Uhr erreichen wir ziemlich erschöpft, aber überwältigt von unseren Eindrücken, unsere Hütte in Folldal.

Morgen werden wir an der Ostseite des Rondane entlang auf der Rv 27 zum Gudbrandsdalen fahren; von dort geht´s weiter in Richtung Jotunheimen.

Weitere Infos zum Høgronden unter Sehenswertes: Natur.

07.07.96: Die Kvitskriuprestene im Uldalen

1996 streiften wir auf dem Weg zu den Lofoten die Westseite des Rondane-Gebirges und besuchten die Erdpyramiden im Uldalen ( letztes Foto der Rondane-Galerie )

In Selsverket, kurz hinter Otta, biegt von der E 6 die Nebenstrecke zu den Kvitskriuprestene, den "weißgekleideten Priestern" ab. Nach Bezahlung der Mautgebür von 10 Kronen, führt der Weg an der wasserreichen Ula entlang. Dieser Fluß wird von den Schneefeldern des Rondane gespeist. Von einem Parkplatz, direkt an der schäumenden Ula gelegen, führt der mit einem Hinweisschild markierte Pfad durch steilen Wald. Nach 10 Minuten erreicht man den Moränenhang, wo eine Tafel die Entstehung der Erdpyramiden erklärt. Zum Schutz der Pyramiden und zur eigenen Sicherheit sollte man nicht in den Hang einsteigen. Seit 1977, als Otto bereits einmal hier war, hat sich die Zahl der Pyramiden erheblich vermindert.

 

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